Wieder gelesen – Ayn Rands „Der Ursprung“

In den 1980er Jahren hatte mir ein Kommilitone das Buch ausgeliehen, es war bereits nur antiquarisch als Goldmann Taschenbuch mit dem Titel „Der ewige Quell“ verfügbar. Das Buch hat mich damals beeindruckt und die Neuauflage unter dem Titel „Der Ursprung“ war ein guter Anlass, um das Buch noch einmal zu lesen. Es geht um den Architekten Howard Roark, der sehr genau weiß, was und wie er bauen möchte. Bei der Auswahl seiner Aufträge geht er keinerlei Kompromisse ein, auch wenn er dadurch längere Zeit in Armut leben muss. Peter Keating, mit dem er zusammen studiert hat, ist das genaue Gegenteil. Er hat keine eigenen Ideen, kopiert u.a. auch Ideen von Howard Roark und richtet sich immer danach, was Auftraggeber und Kollegen sehen wollen. Ayn Rand bezeichnet diese Art von Charakter „Zweithänder“, d.h. sie schaffen nichts eigenes und leben aus zweiter Hand. Im Roman wird Peter Keating reich und berühmt, aber nicht glücklich.

Die satanische Figur des Romans ist aber Ellsworth Toohey, ein Altruist und Gutmensch, der scheinbar nie etwas für sich selbst tut. Ellsworth sorgt aber dafür, dass überall Konformität und Mittelmaß herrscht, eine Masse von Zweithändern, die sich gut steuern und beherrschen lässt. Howard Roark mit seiner Individualität muss daher natürlich bekämpft werden.

Es gibt noch einige weitere Handlungsstränge, auf die ich hier aber nicht eingehen werde.

Beim Lesen des Buchs wird man sich vielleicht fragen, ob es Parallelen zur aktuellen Situation in Deutschland gibt, wo man auch ab und zu den Eindruck haben könnte, dass es mehr Macher und weniger Zweithänder bräuchte. Diese Gedanken darf sich aber jeder selbst machen.

Ayn Rand ist in USA sehr bekannt, in Deutschland eher weniger. Ihre philosophischen Ansätze sind teilweise sehr kompromisslos und umstritten und wurden auch mitunter von den falschen Leuten aufgegriffen. D.h. die Lektüre erfordert Mitdenken und kritische Distanz, aber die 1000 Seiten des Romans sind auf jeden Fall eine lohnenswerte Lektüre.

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