Einleitung
Diese Novellen von Richard Baumgardt wurden Ende 1919 und 1920 geschrieben und mit Grafiken von Roland Edmund Andernach ergänzt. Die Sprache und die Grafiken sind expressionistisch. Mein Exemplar ist besonders, da es aus der Sammlung von Heinrich Stinnes stammt.
Der Autor – Rudolf Baumgardt
Rudolf Baumgardt ist als Schriftsteller heute vermutlich eher unbekannt. Die Sprache der Novellen in Sikor ist sehr expressionistisch und gefühlsbetont. Das ist für den heutigen Leser etwas ungewohnt, aber die Novellen, die in der schwierigen Zeit nach dem ersten Weltkrieg entstanden sind, vermitteln dieses Zeitgefühl und seine Probleme. Die Charaktere der Novellen sind auf der Suche nach der Zukunft, der Liebe, der Gerechtigkeit, aber alle spüren eine innere Zerrissenheit.
Der Grafiker – Roland Edmund Andernach

Auch Roland Edmund Andernach ist heute eher unbekannt. Er war in den 1920er Jahren als Maler und Bühnenbildner bei der Schauspielbühne Bad Godesberg tätig. Wenn man nach Grafiken von ihm sucht, dann findet man fast nur Verweise auf Sikor. Die Grafiken in Sikor sind expressionistische Holzschnitte, die nur in losem Zusammenhang zum Inhalt der Novellen stehen, aber von der Stimmung her gut passen.
Der Sammler – Heinrich Stinnes

Heinrich Stinnes entstammt der bekannten Unternehmerfamilie und war ein bekannter und extremer Kunstsammler, der eine sehr große Grafiksammlung besaß und auch Bücher sammelte. Seine Eigenart war, dass er jedes Buch mit seinem charakteristischen Namenszug versah ergänzt um das Datum des Erwerbs und den Preis. Jede Grafik im Buch wurde mit seinem violetten Sammlerstempel gekennzeichnet (s. Grafik von R.E. Andernach). Er versuchte, von jedem Buch möglichst die Nummer 1 oder zumindest eines der ersten Exemplare zu bekommen, von Sikor war es die Nummer 3. Nach seinem Tod wurde die Sammlung mit mehr als 200000 Grafiken versteigert.
Zusammenfassung
Fasziniert von der Geschichte des Sammlers Heinrich Stinnes kam ich an dieses Buch. Da ich Sikor nicht nur ins Regal stellen wollte, habe ich das Buch auch gelesen und war von einigen der Novellen sehr positiv überrascht. Wer also in einem Antiquariat zufällig Sikor findet, der bekommt lesenswerte Novellen und dazu noch sehr schöne expressionistische Holzschnitte.