Richard Ellmann – Oscar Wilde

Ich kannte von Oscar Wilde nur das Bildnis des Dorian Gray und seine Märchen. Ich wusste, dass er nach einem Aufenthalt im Zuchthaus jung gestorben war.

Diese umfangreiche 800 Seiten Biographie zeichnet das faszinierende und tragische Bild eines Menschen, der wie wenige andere Literatur und Kunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts beeinflusst haben. Oscar Wilde hat nicht als Schriftsteller begonnen, sondern als Lebemann, der seine Theorien und Ansichten über Vorträge und Zeitungsbeiträge verbreitet hat. Mit seinen Vorträgen hat er Amerika, Frankreich und England im Sturm erobert. Er hat über Ästhetik referiert, über die Präraffaeliten, über Mode, Einrichtungsstile und vieles andere. Er hat seine Theorien über die Literatur und das Leben immer weiter verfeinert und diesen dann im Dorian Gray ein Denkmal gesetzt. Zu dieser Zeit war er bei jeder Veranstaltung ein gern gesehener Gast, heute würde man sagen, er war ein Star.

Seine Homosexualität war nicht wirklich ein Geheimnis, wurde aber erst zum Problem als der Vater seines Freundes Lord Alfred Douglas, der Marquess of Queensberry, beschloss, ihn zu vernichten. Oscar Wilde sah sich genötigt, gegen den Marquess eine Verleumdungsklage anzustrengen, die dann aber dazu führte, dass er selbst der Homosexualität und Unzucht angeklagt wurde. Er verlor den Prozess und verbrachte 2 schlimme Jahre im Zuchthaus.

Danach hatte er noch wenige Jahre zu leben, hatte seine Kreativität und den Antrieb zum Schreiben verloren und am schlimmsten, wurde von der Gesellschaft geächtet und ausgegrenzt, selbst von vielen seiner alten Freunde. Nur wenige Freunde haben ihn bis zu seinem frühen Tod unterstützt.

Damit endet der kometenhafte Aufstieg im Untergang. Die Biographie stand bei mir lange ungelesen im Regal, weil es sich um ein umfangreiches Werk handelt. Ich habe das Buch nun in relativ kurzer Zeit gelesen und war gefesselt. Für alle, die sich für Literatur, Kunst und das ausgehende 19. Jahrhundert interessieren, eine klare Empfehlung.

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