Thomas Mann – Dr. Faustus

Dieses 500 Seiten Spätwerk von Thomas Mann lag Jahrzehnte bei mir im Schrank, bevor ich mich jetzt an Buch herangetraut habe. Die ersten 100 Seiten sind wirklich hartes Brot, Theologie, Philosophie, Musiktheorie und Geschichte. Man weiß noch nicht wirklich, welche Richtung das Buch nehmen wird.

Im folgenden wird das Werk etwas lesbarer und die Handlung erschließt sich einem. Der Komponist Adrian Leverkühn schließt einen Pakt mit dem Teufel, um etwas außergewöhnliches zu erschaffen. Die Geschichte von Adrian Leverkühn beginnt vor dem ersten Weltkrieg und endet in der Zeit zwischen den Weltkriegen. Unnötig zu sagen, dass der Pakt mit dem Teufel schlecht endet. Sein Biograph ist sein Studienkollege Serenus Zeitblom, der in gewisser Weise die Personifizierung von Thomas Mann ist, der die Biographie in den späten Jahren des zweiten Weltkriegs schreibt, kurz vor dem Untergang.

Es gibt aber noch weitere Zeitebenen. Es wird eine sehr altdeutsche Sprache verwendet und auch die beschriebenen Städte erinnern manchmal mehr an das späte Mittelalter. Thomas Mann sieht offensichtlich manche Aspekte der Reformation als sehr relevant für die späteren Entwicklungen. Eine weitere Zeitebene ist die des Lesers, aktuell wieder in sehr kriegerischen Zeiten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Werks ist die Theorie der Zwölftonmusik. Adrian Leverkühns letztes Werk ist eine Klage im Kontrast zu Beethovens Neunter.

Insgesamt ist Dr. Faustus ein extrem vielschichtiges und komplexes Werk, das damals von der Zeit sehr beeinflusst war und auch in die heutige wieder passt. Es ist aber auch ein sehr kopflastiges Werk. Wer schon andere Werke von Thomas Mann kennt und vor schwieriger Literatur nicht zurückschreckt, dem sei dieses Werk empfohlen. Wer Thomas Mann noch nicht kennt, der sollte mit den Buddenbrooks, dem Zauberberg und den Erzählungen beginnen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen